Sozialkompetenztraining mit Jens Fricke

Die Eingangsstufenklassen haben im November jeden Montag eine Stunde Sozialkompetenztraining bei Jens Fricke. Wir danken dafür dem Förderverein der Grundschule Jennelt sehr, dass sie uns dieses tolle Training ermöglichen. 

1. Stunde am 6. November 2017

Nach einer Begrüßung hat Herr Fricke die Kinder darum gebeten, sich nebeneinander mit Blick zum Fenster aufzustellen. Diese Situation ist den Zweitklässlern noch aus dem letzten Schuljahr bekannt. Dann bekamen alle Kinder die Aufgabe, sich nacheinander mit dem Namen vorzustellen, an allen Kindern vorbeizugehen und dabei jedes Kind einmal anzugucken. Das fiel vielen Kindern gar nicht so einfach. Einige haben die Aufgabe vergessen, nur bestimmte Kinder oder einen kleinen Teil der Kinder angeschaut. 

Anschließend sollten die Kinder wieder an allen Kinder vorbeilaufen. Nun stand aber Herr Fricke im Weg. Einige Kinder haben mit allen Mitteln versucht, an ihm vorbeizukommen. Sie sind durch seine Beine geklettert, haben von ihrem ganzen Leben erzählt oder drängelten sich an ihm vorbei. Viele Kinder haben eine kleine Lücke zum Vorbeigehen genommen, obwohl auf der anderen Seite eine große Lücke war. Sie haben dann aber gemerkt, dass sie am Einfachsten an ihm vorbei gekommen sind, als sie ganz lieb gefragt haben. Wichtig ist auch, dass man etwas, was man nicht möchte, direkt sagt. Das fällt den Kinder noch schwer. Gemeinsam wurde dann überlegt, was genau so schwierig beim Vorbeigehen ist. Festgestellt wurde, dass nicht das Durchgehen, sondern gerade das Fragen am Schwierigsten ist. 

Dabei hat jeder ein unterschiedliches Gefühl, was für ihn/sie in Ordnung ist. Zum Wohlfühlen ist es wichtig, dass ein bestimmter Abstand eingehalten wird. Die Beinlänge gibt allen ein sicheres Gefühl. Bei der Armlänge wird das Gefühl schon sichtlich ängstlicher bei fremden Personen. Und bei der halben Armlänge fühlt man sich bei unbekannten Personen bedrängt. 

Kinder, die durch Anrempeln oder durch die Füße klettern an jemanden vorbei möchten, senden unbewusst ein falsches Signal, so dass das Gegenüber böse werden kann. Daher ist es wichtig, dass Regeln eingehalten werden. 

Zum Schluss nutzt Herr Fricke Rollenspiele, um die Kinder wütend zu machen. Einzelne Kinder lassen sich so zum Beispiel in die Ecke treiben. Einige Kinder haben dann Hilfe bei den Mitschülern gesucht. Herr Fricke hat einem Kind den Schulranzen ausgeräumt. Das Kind hat versucht, sich zu wehren. Aber erst als es gesagt hat, dass Herr Fricke damit aufhören soll, hörte Herr Fricke damit auf. Bei einem anderen Kind ist Herr Fricke ganz nahe gekommen. Auch das Kind hat zunächst nichts dazu gesagt. Wichtig ist, dass der sichere Abstand eingehalten wird. Wenn dies nicht geschieht, muss darauf unbedingt hingewiesen und genau gesagt werden, was man möchte. Außerdem muss darauf beachtet werden, dass man keine Signale sendet, die einen anderen ärgern können. 

2. Stunde am 13. November 2017

In der zweiten Stunde hat Herr Fricke 3 Gruppen mit je 6 Kindern gebildet. Jede Gruppe hat einen "Blattverantwortlichen" bestimmt, der für seine Gruppe 5 Blätter Papier besorgt. 

Als erste Aufgabe sollten die sechs Gruppenmitglieder aus den 5 Blättern Papier einen möglichst hohen Turm bauen. Wichtig ist hierbei das miteinander Reden, da es für jede Gruppe ein Blatt Papier zu wenig gibt.

Während dieser Phase hat Herr Fricke zwischendurch die Standfestigkeit der einzelnen Türme getestet und gegen die Türme gepustet, so dass sie natürlich einstürzten. Die Kinder haben sich sehr aufgeregt. Dabei haben viele vergessen, einfach zu sagen, dass sie das nicht wollen und Herr Fricke aufhören soll.

Für die zweite Aufgabe braucht jedes Kind der Gruppe ein Blatt Papier. Jedes Kind hat 8 Minuten Zeit aus dem Papier, einen erkennbaren Papageien zu falten. Die Gruppe, die am meisten Papageien erstellt, gewinnt. Dabei haben die Kinder verschiedene Strategien entwickelt. Ein Kind hat zum Beispiel vorgebaut und die anderen aus der Gruppe haben es nachgebaut. Interessant war zu sehen, wer früh aufgibt. Bei der Punktevergabe wurde deutlich, dass es eine Rolle spielt, wer die Gewinne beurteilt hat. So hätten zum Beispiel Kinder ihren Freund gewinnen lassen, obwohl andere Kinder den Papageien gar nicht erkannt haben. 

Als letzte Aufgabe sollte jedes Kind auf das Blatt Papier mit einem schwarzen oder braunen Stift ohne zu sprechen in 4 Minuten eine Wiese malen. Beim Sprechen gibt es einen Strafminuspunkt. Als die Zeit abgelaufen war, sollten die Gruppenmitglieder das schönste Bild der Gruppe auswählen - natürlich ohne zu sprechen! So gab es letztendlich ein Stechen aus 3 ausgewählten Bildern.

Diesmal haben ganz andere Kinder gewonnen, als bei den anderen Aufgaben. Jedes Kind hat nämlich eine andere Stärke!

 

Insgesamt wird deutlich, umso ruhiger gearbeitet wurde, desto toller sind die Ergebnisse geworden. Dies gelingt natürlich nur, wenn alle Kinder die Regeln kennen und diese auch einhalten.

3. Stunde am 20. November 2017

Die dritte Stunde des Sozialkompetenztrainings mit Jens Fricke beschäftigte sich mit dem umfangreichen Thema „Regeln“. Gemeinsam mit den Kindern wurde überlegt, welche Regeln es in der jeweiligen Klasse und auch übergeordnet in der Schule gibt und dass die Einhaltung von Regeln besonders wichtig ist, damit eine gute Arbeits- und Spielatmosphäre in der Schule herrscht. Aufgrund der  Vielfalt der Regeln und der äußeren Zustände ist dies jedoch für alle Beteiligten gar nicht so leicht. Ein Beispiel hierfür ist die Einhaltung eines angemessenen Abstandes, damit sich keiner in seiner Privatsphäre gestört fühlt. Jedem Kind war dies aus der ersten Stunde mit Jens Fricke bekannt und jeder einzelne konnte sich gut daran erinnern. Denkt man nun aber an die Sitzordnung im Klassenraum, fällt einem schnell auf, dass die einzelnen Kinder viel zu dicht beieinander sitzen und sich teilweise dadurch gestört fühlen können. Rücksichtnahme aller Beteiligten steht in diesem Fall im Vordergrund.

Ein weiterer Punkt, der auch für uns Lehrkräfte von Bedeutung war, ist die Visualisierung von Regeln. Kinder und auch Erwachsene können sich Regeln anders merken. Es ist daher wichtig, dass die Regeln nicht nur verschriftlicht, sondern auch per Piktogramme visualisiert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Regeln dort sichtbar sein müssen, wo sie für die Kinder von Bedeutung sind (beispielsweise direkt im Eingangsbereich oder an der Klassentür).

Nach dem theoretischen Aspekt, führte Jens Fricke noch einzelne Versuche mit den Kindern durch, um ihnen zu verdeutlichen, wie wichtig die Einhaltung von Regeln ist, da es ansonsten zu chaotischen Zuständen kommen kann.

Situation 1:

Ein Kind geht vor die Tür und muss beim Betreten der Klasse die Mitschüler davon überzeugen, dass am nächsten Tag alle eine rote Hose anziehen müssen. Die Problematik an dieser Situation war, dass alle anderen Kinder wild durcheinander gesprochen und durch den Klassenraum gelaufen sind, sodass keiner auf das sprechende Kind geachtet hat. Dieses Kind war überfordert und wusste nicht, wie es zu Wort kommen konnte. Nur ein Signal oder eine entsprechende Regel hätten dafür sorgen können, dass sich das Kind durchsetzen kann.

 

Situation 2:

Ein Kind geht vor die Tür und soll den anderen Kindern beim Hereinkommen mitteilen, dass es in Zukunft keine Pausen mehr gibt. Dieses Kind hat jedoch gar keine Chance in die Klasse zu kommen, da sich alle anderen Kinder direkt vor das Kind gestellt und auf es eingeredet haben. Das Kind wurde unsicher und konnte seine Aufgabe nicht durchsetzen.

Im Klassengespräch kam heraus, dass eine Klasse nur funktionieren kann, wenn sich ALLE an die Regeln halten!

 

EIN TEAM IST EIN TEAM, WENN WIR ZUSAMMENHALTEN!

 4. Stunde am 27. November 2017

In dieser Stunde haben wir "Gesichter lesen" geübt. Dazu machte Herr Fricke Gesichtsausdrücke vor und wir haben versucht zu erkennen, wie er sich wohl fühlt. Das hat schon ganz gut geklappt. Aber schwierig wurde es, als uns Herr Fricke den Rücken zugedreht hat. Da konnten wir sein Gesicht nicht sehen. So wussten wir nicht, wie er sich fühlt. Daran haben wir gemerkt:

 

Man muss jemandem ins Gesicht schauen, wenn man mit jemandem spricht. Sonst kann man seine Reaktion nicht sehen. Und man muss achtsam und rücksichtsvoll sein, wenn mann jemanden von hinten anspricht oder anfasst. Sonst weiß man nicht, ob das in Ordnung ist und wie derjenige sich damit fühlt. Denn darauf muss man Rücksicht nehmen. 

 

Außerdem haben wir viele Spiele und Übungen dazu gemacht, wie gute Zusammenarbeit klappen kann. Bei einer Übungen sollten sich zwei Kinder auf einen Stuhl setzen, zuerst nacheinander, dann gemeinsam. Ein weiteres Kind hat sich immer dazu gesetzt, so dass es immer schwieriger wurde, dass jeder einen Platz auf dem EINEN Stuhl bekommt. Als Schwierigkeit durfte kein Kind den Boden berühren.